OneCoin: Prozess gegen Ruja Ignatovas Ehemann kommt
ZDF-Miniserie im Januar online / "Davina" ein Schrottkahn? / Konstantin in Bulgarien ein Medienstar

Während Ruja Ignatova weiterhin die meistgesuchte Frau des FBI bleibt, haben ihre Ex-Geliebten und ihre Ehemann weniger Glück. Zwei sitzen im Knast und ihrem Gatten Björn S. droht eine Gefängnisstrafe. Das Landgericht Darmstadt hat nun tatsächlich das Verfahren gegen S. wegen des Verdachts der Geldwäsche eröffnet. „Die Kammer sieht einen hinreichenden Tatverdacht“, so der Sprecher des Landgerichts Darmstadt Dr. Jan Helmrich zur NRWZ.
Außerdem hat es im Zusammenhang mit der in Schramberg aufgewachsenen Kryptoqueen und ihrem OneCoin-Betrugsimperium ein paar Neuigkeiten gegeben, über die wir hier berichten wollen: Ignatovas jüngerer Bruder Konstantin ist unter die Dichter gegangen. Die Yacht der Kryptoqueen Davina liegt wohl immer noch unverkauft (und vor sich hin rostend) im Hafen von Sozopol.

Einige alte Bekannte aus der OneCoin Welt sind wieder aufgetaucht und versuchen mit einer neuen Masche die schon einmal betrogenen erneut übers Ohr zu hauen.
Ja, und dann kommt die Kryptoqueen ins deutsche Fernsehen: Im Januar wird eine fürs ZDF produzierte fiktionale Miniserie „Take the Money and run“ anlaufen. Die Drehbuchautoren waren dazu für Recherchen nach Schramberg gekommen.

Ehemann Björn S. muss auf die Anklagebank
Die deutsche Justiz kann doch schneller als man manchmal vermutet. Ignatovas Ehemann und Unternehmervilla-Besitzer Björn S. wird das im kommenden Jahr zu spüren bekommen: „In der zweiten Jahreshälfte“, so Gerichtssprecher Helmrich zur NRWZ werde das Verfahren beginnen.
Das Verfahren wegen Geldwäscheverdachts wird nun doch beim Landgericht Darmstadt verhandelt. Im September hatte die zuständige Kammer erklärt, man sei nicht zuständig. Einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das Oberlandesgericht Frankfurt dann Mitte Oktober stattgegeben. Darmstadt sei zuständig, so die Frankfurter Richter.
Daraufhin hat sich die neue Vorsitzende der Kammer offenbar dahinter geklemmt, die Akten studiert. „Die Kammer sieht einen hinreichenden Tatverdacht“, so Helmrich, „und hat am 23. Oktober einen Eröffnungsbeschluss gefasst.“ Wann das Verfahren beginnen wird, hänge auch von Gesprächen mit der Verteidigung und anderen Verfahrensbeteiligten ab, so Helmrich. Er rechne mit einem Termin in der zweiten Jahreshälfte.

Eile war geboten, weil bei S. die Verjährung beim Vorwurf der Geldwäsche gedroht hat. Durch den Eröffnungsbeschluss läuft die Verjährungsfrist nun erneut.
Die beiden Ex-Geliebten Sebastian und Gilbert
Während Gilbert Armenta in seinem Gefängniscamp in Florida schon die Tage bis zu seiner Freilassung zählen kann, sieht es für Sebastian Greenwood deutlich trüber aus. Armenta dürfte vor Weihnachten den Knast verlassen.
Greenwood hingegen ist offenbar schwerst drogenabhängig, sagt einer, der ihn gut kennt. Greenwood kann nur hoffen, dass ihn die US-Behörden nach Schweden ausweisen, wenn er die Hälfte seiner 20-jährigen Haftstrafe verbüßt hat. Und er dann noch lebt.
ZDF-Miniserie: Start im Januar
Mit dem Leben der Kryptoqueen befasst sich eine Miniserie des ZDF. Die Dreharbeiten zu der sechsteiligen Serie sind schon einige Zeit beendet. Nun steht der Sendetermin im Internet fest. Ein online-Fachmagazin meldet, das ZDF zeige die sechsteilige Miniserie mit Nilam Farooq als Ruja Ignatova ab Montag, 5. Januar 2026 online unter ZDF.de.

Die Drehbücher für „Take the Money and Run“ stammen von Judith Angerbauer und Boris von Sychowski. Die beiden verbrachten im Sommer 2023 ein paar Tage in Schramberg und unterhielten sich mit Menschen, die Ruja und ihren Bruder Konstantin aus Kinder- und Jugendtagen kannten.
Auch die Artikel in der NRWZ zu OneCoin und der Kryptoqueen haben die beiden gründlich gelesen, wie sie erzählen. Zuerst wird die Serie wohl auf ZDFneo zu sehen sein. Wann die Serie im Hauptkanal des ZDF ausgestrahlt wird, ist noch nicht entschieden.
Konstantin Ignatov macht Karriere
Für Ignatovas jüngeren Bruder läuft es offenbar gut. In Bulgarien hat er wieder Fuß gefasst. Er lebt mit (neuer) Frau und Kind In einer schmalen, ruhigen Nebenstraße eines gutbürgerlichen Viertels in Sofia. Seine Schwester hatte das Haus 2016 für die Mutter Veska gekauft, wie ein bulgarischer Kollege der NRWZ berichtet.
Ignatov ist häufiger in Talkshows zu sehen, sein erstes in Bulgarien veröffentlichte Buch („Ganz unten“) hat sogar den neuen Steven-King-Roman auf den Bestseller-Listen in Bulgarien überholt. Er tritt als Model auf, das fülle den Kühlschrank und bringe einige Privilegien, schreibt er in einer E-Mail.

Mit einem deutschen Unternehmen habe er einen Fünf-Jahresvertrag unterschrieben. Für sein jüngstes Projekt, ein zweites Buch, hat er einen bulgarischen Verlag gefunden.

Er rackere so viel, weil er seine US-Strafe bezahlen möchte. Immerhin 118.000 US-Dollar muss er noch berappen.

Um OneCoin kümmere er sich nicht. Das sei manchmal ein „Türöffner“, um in eine Talkshow eingeladen zu werden. Ansonsten habe er „keine Ahnung wer wo was macht“.
„Davina“ liegt weiter im Hafen von Sozopol
Drum weiß er auch zur Davina nichts zu berichten. Die Luxusyacht, die Ruja Ignatova einst für knapp sieben Millionen Euro gekauft hatte, steht bekanntlich zum Verkauf. Doch erst kürzlich hat sie ein NRWZ-Leser im Hafen von Sozopol vor Anker liegend gesehen. Die Yacht sei „äußerlich in keinem guten Zustand“, so unser Leser, der beruflich in Bulgarien unterwegs war.
Er hat beobachtet, dass Leute an Bord waren, wohl um die Yacht in Schuss zu halten. Die Villa, in der Ignatova viele Wochen im Sommer 2017 verbrachte, sei „bestens gepflegt“. Wie berichtet kann man sie tageweise mieten. Auch das Gebäude, das Ignatova für Gäste und Personal angemietet hatte, sei ebenfalls bewohnt.

Duncan Arthur erinnert sich an das Gebäude. Arthur war nach Ignatovas Untertauchen mit Konstantin um die Welt gereist. Er hatte für OneCoin die Handelsplattform „Dealshaker“ zum Laufen gebracht. Er gehörte zum inneren Führungskreis von OneCoin. Heute lebt er in Johannesburg oder Malta und arbeitet als Rechtsberater.
.. und rostet vor sich hin
Das schmalere Haus sei das „Quartier der Diener“ (servant‘s quarters) genannt worden, schreibt er in einer Mail an die NRWZ. „Ruja wollte ihre Leute in der Nähe haben, aber nicht bei sich im Haus.“ Zur Yacht berichtet Duncan, sie sei für Ignatova umdekoriert worden. „Wer immer sie kauft, sollte riesige Möbel, weiße Teppiche, die Farben rot und schwarz und alles in Gold eingefasst mögen“, scherzt Arthur.

Er erinnert sich an die legendäre Party im Sommer 2017. Die Mitarbeiter aus London durften nicht mit den anderen Gästen auf dem Oberdeck Party machen. Sie blieben ziemlich zusammengedrängelt auf einem Unterdeck.
Er habe in der Nacht ein Klo in einem der großen Schlafzimmer (state rooms) gesucht und sei rüde weggeschickt worden, „weil Sebastian koksen will“. (I also got told to leave a „stateroom“ when I dared go to a bathroom because „Sebastian wants to do coke“.)

Auch Duncan Arthur erinnert sich dran, dass ein Mitglied der Crew etwas abschätzig gemeint habe, die Davina sei wie ein Gebrauchtwagen, bei dem man nicht wisse, was man eigentlich kaufe. Er berichtet noch, dass das Schiff ein „Rost-Problem“ hatte und dass es nach Ruja Ignatovas Verschwinden immer schwieriger wurde, Geld aufzutreiben, um die Yacht zu erhalten.
Interessant wäre zu wissen, wer eigentlich die Liegegebühren für die Yacht im Hafen von Sozopol bezahlt.
OneEcosystem läuft weiter
Unterdessen versucht sich der Rest der OneCoin-Macher irgendwie über Wasser zu halten. Monatlich erscheint der Newsletter, es werden neue Deals angepriesen. Die Handelsplattform Dealshaker wirbt mit dem Slogan: „One click to happiness“. Doch die Zahl der Händler geht immer weiter zurück.

Ignatova hatte in Wembley von 10 Millionen Mitgliedern und einer Million Händler geschwärmt. Die wollte sie innerhalb von zwei Jahren werben. Nur auf dem Portal Dealshaker war es möglich für OneCoin-Besitzer Waren mit OneCoin zu bezahlen. So bekamen sie den Eindruck mit ihren OneCoins etwas anfangen zu können. Die Ware mussten sie aber immer auch zu einem Teil mit richtigem Geld bezahlen. Derzeit sind gut 40.000 Händler bei Dealshaker dabei – nach eigenen Angaben.

„Das Gros dieser Anbieter stammt aus asiatischen oder südamerikanischen Ländern. Europa ist so gut wie gar nicht vertreten“, sagt ein Kenner der OneCoin-Szene. Die Produkte, die angeboten werden, sind auch keine echten Verkaufshits….

Wer tauscht OneCoin in Bitcoin? Na, wer wohl?
Unterdessen tauchen zwei Namen wieder auf, die lange an der Verkäuferfront für OneCoin gewirbelt haben. Christi Calina, früher für den rumänischen Markt zuständig und Luca Miatton, der in Italien unterwegs war. Die beiden werben für Dealshaker-Messen und Webinare.

Und sie haben eine ganz neue Idee: Sie bieten einen OES-Exchange, also die Möglichkeit OneCoin in andere Kryptowährungen zu tauschen. Im Internet tauchen inzwischen jede Menge solcher Anbieter auf. Da OneCoins immer schon wertlos waren, wird sich da nichts in irgendetwas tauschen lassen. Allerdings versuchen diese Leute offenbar, den schon einmal Betrogenen erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Um zu beweisen, wie seriös er arbeitet, hat Calina sogar ein Foto von Ruja Ignatova beigefügt, auf dem sie „Donald Trump“ ein Kästchen überreicht. Ab sofort könne man OneCoin in jede andere Kryptowährung tauschen. Also wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dem ist wohl nicht zu helfen.
